Säule 1: Lerntheorien, Neurowissenschaft

Wisssenschaftlicher Exkurs Neurodidaktik:

Menschliche Entwicklung ist ein lebenslanger Lern- und Bildungsprozess, der, vor dem Hintergrund der raschen technologischen Entwicklung und strukturellen gesellschaftlichen Veränderungen, erhöhten Anforderungen ausgesetzt ist.“  (vgl. Krüger/Marotzki 1995, 1999).

So oder ähnlich lauten Erklärungen bedeutsamer Bildungstheoretiker unserer Zeit, wie des oben zitierten  Prof. der allgemeinen Pädagogik Winfried Marotzki,  denn sie  resümieren, dass  „ es  nicht ausreiche, das Wissen vorangegangener Generationen zu erlernen und zu erweitern, vielmehr komme es, wenn dieses Wissen nicht mehr den Anforderungen der Zeit genüge, darauf an, es in seinen Strukturen und Rahmungen zu transformieren“ (vgl. Peukert 1984; Marotzki 1988; Kokemohr 1989; Schäfer 1989).
So sind individuelle Charakterzüge nicht ausschließlich aus der genetischen Disposition des Menschen, sondern auch aus der Summe des Lernens zu verstehen, was, wie oben beschrieben, lebenslang möglich und  immer mehr nötig ist ( Gregory Bateson „Lernen ist Veränderung irgendeiner Art“)

Dennoch ist  alles, was Sie gelernt haben bzw. was Sie bisher noch nicht gelernt haben, Ursprung ihres Seins und ihres Verhaltens.
Der Behaviorismus, als wissenschaftstheoretisches Konzept aus dem Umfeld der Verhaltens- und Sprachforschung, geht davon aus, dass menschliches Verhalten (englisch: behavior) erlernt ist und daher auch wieder verlernt oder neu gelernt werden kann.
Es gilt also zuerst herauszufinden, ob es bestimmte Verhaltensweisen/Gewohnheiten  gibt, die Ihnen  das Leben erschweren oder ihre Probleme verstärken. Im nächsten Schritt wird daran gearbeitet, erwünschte Verhaltensweisen zu definieren, zu lernen und zu etablieren.

Genau hier setzt Coaching unterstützend an: Über Selbstreflexion erkannte „ungünstige“ Gedanken- und Verhaltensmuster können aktiv verändert werden, indem innenliegende Ressourcen erkannt  und kontextübergreifend verändert (transformiert)  werden.

Kommen nun neue Informationen durch den Coachingprozess hinzu, gleicht  das Gehirn diese ab mit bereits vorhandenem Erfahrungswissen, welches bereits fragmentiert in unterschiedlichen Hirnarealen abgelegt ist. Diese stehen in enger neuronaler Verbindung. Ein einziger Trigger (Information) reicht aus, um ein komplexes Bild der Erinnerung, v.a. wenn sie eine hohe emotionale Komponente hatte, wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Andererseits kann das im Coaching provozierte Arbeiten auf den verschiedenen Ebenen dazu führen, dass die neuronalen Verbindungen kurzfristig  „durchlässig“ werden für neue Informationen. Diese Provokation gelingt dann, wenn gleichzeitig  der Verstand, die Intuition, die Emotion, die Energie und der Körper damit beauftragt werden in Aktion zutreten. Gleich dem Reset eines Computers.

Dieser Prozess findet im Kurzzeit - auch Arbeitsgedächtnis genannt - statt. Es ist das einzige Gedächtnissystem, in dem Daten bewusst verarbeitet werden. Falsche Informationen, die sich bereits einen Platz im Langzeitgedächtnis erobert haben, können nur hier korrigiert werden.  
Im Arbeitsgedächtnis werden die eintreffenden Daten mit Informationen aus dem Langzeitgedächtnis verglichen, die zu diesem Zweck ins Kurzzeitgedächtnis zurückgeholt und dort bewusst gemacht werden. Diesen Vergleich benötigt der Mensch, um situationsgerecht handeln zu können.

Das Gehirn filtert also dem System Mensch nützliche Informationen aus einer Vielzahl aller eintreffenden Informationen heraus.

Dieser Moment der Bewusstmachung einer Erfahrungssituation (Lernsituation) sowie der daran anschließende Abgleich von nötigen und unnötigen Informationen für eine gewünschte Veränderung (Lernschritt) ist durch einen Coachingprozess iniziierbar.